Die Krankschreibungen aufgrund psychischer Probleme steigen rasant. Die Folgekosten psychischer Störungen sind ca. 21 Milliarden pro Jahr (aus einer Analyse von Workmed und SWICA) und sind vor allem arbeitsbezogen.
Das Thema ist ein grosses Problem. Oft höre ich abwertende Kommentare über diese kranken Mitarbeitenden und man beklagt sich über Ärzte, die gar schnell eine 100%ige Krankschreibung ausstellen. Oft vergisst man dabei, dass die Ärzte und die Therapeuten eine schützende Haltung einnehmen müssen. Ich verstehe diese kontroverse Diskussion sogar, nur helfen sie uns nicht weiter. Hinzuschauen und entsprechende Massnahmen im Anfangsstadium des Problems wären da effektiver. Ich bin überzeugt, dass über die Hälfte der Krankschreibungen, verursacht durch Stress am Arbeitsplatz durch eine frühe Intervention verhindern könnte.
Hinschauen bedeutet sich mit dem Thema intensiv auseinandersetzten. Das tun zum Beispiel Niklas Baer und sein Team des Kompetenzzentrums Workmed. Zusammen mit der SWICA haben sie 2022 eine Studie entwickelt, die Licht in diese dunkle Ecke der Schweiz hineinbringt. Interessant ist zum Beispiel die Statistik bezüglich der auslösenden Faktoren für die Arbeitsunfähigkeit.
<Konflikte am Arbeitsplatz> und <Leistungsüberforderung über einen längeren Zeitraum> dominieren die Liste signifikant. Da muss bei jedem Unternehmer, insbesondere den HR-Verantwortlichen die rote Lampe angehen. Die gute Nachricht ist, man kann etwas dagegen tun!
Lassen Sie die Konflikte nicht anschwellen. Bilden Sie ihre Führungs-Crew im Konflikt-Management aus und animieren Sie diese, Unterstützung zu holen. Das ist nicht Schwäche! Das ist kluges und verantwortungsvolles Handeln, denn als Führungskraft sind sie nicht neutral und ausserdem fehlt Ihnen die Zeit. Je nach Fall fehlt Ihnen auch die psychologisch-methodische Kompetenz. Oft kann die HR-Expertin eine Entspannung herbeiführen. Die Konfliktparteien spüren, dass man sie ernst nimmt. Je nach Komplexität des Konfliktes lohnt es sich einen Coach herbeizuziehen. Denn eine Kränkung kann zu einer Krankheit mutieren. Wichtig ist der Dialog, und dass alle Parteien bei der Lösungsfindung involviert werden.
Nicht selten führt ein Konflikt zu einer Kündigung. Wird Sie von der Seite des Unternehmens ausgesprochen, folgt möglicherweise eine Krankmeldung. Aber aufgepasst: Wenn Sie keine Schlichtungsmassnehmen protokolliert haben, kann die Kündigung angefochten werden. Eine Klage frisst Ressourcen und sieht nicht gut aus, ganz egal wie das Urteilt ausfällt.
Bezüglich der Leistungsüberforderung ist dran zu denken, dass tatsächlich bezüglich Leistungspotential und Resilienz nicht alle Menschen in gleichem Masse ausgerüstet sind. Nehmen Sie Feedback dieser Art ernst und suchen Sie Lösungen. Wir können nicht aus jedem eine Hochleistungsmaschine machen. Zudem sind immer mehr junge Menschen gar nicht mehr bereit, alles auf eine Karte zu setzen. Und glauben Sie mir, jeder Mensch ist für die Teamstruktur wertvoll. Nach meiner 20-jährigen Erfahrung als Coach weiss ich, diversive Teams sind tendenziell erfolgreicher.
Ob Konflikt oder Überforderung die Ursache ist, im Gehirn sind es ähnliche Prozesse. Stresshormone werden in die Hirnflüssigkeit abgegeben und bauen sich nur langsam ab. Diese Stress-Suppe hindert kognitive Leistungen, beeinflusst die motivalen Hirnstrukturen negativ und schlägt aufs Gemüt. Das Ergebnis: Im Extremfall endet das mit einem Kontrollverlust und artet aus, sei das in eine aggressive oder eine depressive Episode.
Ich arbeite unter anderem als Coach für IV-Stellen und betreue Menschen, die aus irgendwelchen Gründen psychisch aus dem Ruder gelaufen sind. Die meisten meiner Klienten wollen so bald als möglich wieder arbeiten und hatten nie die Absicht, damit aufzuhören. Aber wenn ein Mensch einmal dermassen auf Grund aufgelaufen ist, braucht es Monate, bis sie wieder stabil und leistungsfähig sind. Schauen Sie nicht weg, schauen Sie hin und handeln Sie fürsorglich und verantwortungsvoll.
Monica Camuglia / www.coaching-beyond-limits.ch
Coaching Frühinterventionen
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