Zu dem Thema wurde in der Vergangenheit nur wenig konkrete Forschung betrieben. Dies liegt in erster Linie an der Vieldeutigkeit der Definition. Nervenzusammenbruch, emotionale Erschöpfungsdepression, Antriebslosigkeit, Schwindelanfälle und spontane Kopfschmerzen oder chronische Müdigkeit - diese und andere Symptome werden dem Begriff Burnout zugeordnet. Da unter der Schweizer Ärzteschaft umstritten ist, was genau als Burnout angesehen wird, ist aussagekräftige Forschung nicht möglich. Und doch fallen immer mehr Mitarbeitende wegen diagnostiziertem Burnout aus. Ein interessanter Anhaltspunkt aus der Vor-Corona-Zeit bietet der Job-Stress-Index von der Gesundheitsförderung Schweiz. Bei diesem handelt es sich um eine wissenschaftlich fundierte Untersuchung zu dem breitabgestützten Thema Stress in der Schweizer Erwerbsbevölkerung. Der letzte Bericht aus dem Jahr 2018 kommt zum Schluss, dass:
Rund ein Viertel (27.1%) der erwerbstätigen Personen unter Stress leidet, wobei der Anteil seit 2015 um 4.6 % gestiegen ist
Fast 30% der Schweizer Erwerbsbevölkerung unter emotionaler Erschöpfung leidet
Jüngere Erwerbstätige eher von Stress betroffen sind als ältere Personen
Es nur minimale Gender-Unterschiede in Bezug auf Stress gibt
Höhere Bildung mit tieferen Stress-Leveln einhergeht
Interessant sind auch die Umfrage-Ergebnisse der «Schweizerischen Gesundheitsbefragung zum Thema Arbeit und Gesundheit» des Bundesamt für Statistik von 2017. Aus dieser Untersuchung geht hervor, dass 50% der Erwerbstätigen von mindestens 3 von 9 in der Befragung definierten psychosozialen Risikofaktoren für Stress betroffen sind. 21% der Erwerbstätigen am Arbeitsplatz klagen, sie litten sehr häufig unter Stress. Von diesen von Stress stark betroffenen Personen litten fast die Hälfte (also 10,5% der Gesamterwerbstätigen) unter emotionaler Erschöpfung.
Schweizer Betriebe verloren schon vor Corona jährlich 6.5 Milliarden Franken stressbedingte Krankschreibungen. Untersuchungen der Versicherungen Swica und PK Rück ergaben 2019 einen Anstieg der Zahl der Arbeitsausfälle von über 50% gegenüber der Anzahl im Jahr 2012. Von diesen Arbeitsausfällen wurden dabei 60% durch ein Burnout oder eine Depression verursacht, wobei nicht klar ist, wie genau sich die beiden Diagnosen unterscheiden.
Während und nach Corona sind die Zahlen erheblich gestiegen. Wissenschaftlich geprüfte Zahlen lieben mir nicht vor.
10.01.2022/MC
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